Neuseelands Süden – einzigartig, unbekannt und wunderschön. Lena hat hier als Work and Travellerin ein Jahr verbracht und Land und Leute lieben gelernt. Du möchtest auf deiner Reise auch mehr sein als nur ein Tourist? Lena verrät dir wie es ist, das Land am anderen Ende der Welt hautnah zu erleben und tief in die Kultur der Kiwis einzutauchen.
Hallo – ich bin Lena und im Januar 2020 bin ich für Work and Travel nach Neuseeland geflogen. Zu Beginn meiner Reise war ich Touristin, doch mit der Zeit ist mir das Land immer mehr ans Herz gewachsen und ich konnte Neuseeland viel intensiver kennenlernen als ich es mir jemals erträumt habe. Zur Vorbereitung hatte ich eine ewig lange Liste zusammengestellt. Mit Orten, die ich besuchen möchte, mit Wanderungen, die man gemacht haben muss, mit allem, was man wissen sollte, um die Kultur der Kiwis kennenzulernen.
Und im Endeffekt verlief mein Gap Year ganz anders, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Denn ich habe mich verliebt – nicht nur in dieses wunderschöne Land, sondern auch in einen Kiwi! Und dieses Jahr fliege ich nun zum dritten Mal nach Neuseeland, was ich mittlerweile meine zweite Heimat nenne. Natürlich heißen Neuseelands Highlights nicht umsonst Highlights – sie sind atemberaubend schön und definitiv ein Muss! Doch was mich so beeindruckt hat, war das Leben fernab davon. Es waren die Orte, die in Reiseführern kaum erwähnt werden, die mich so überwältigt haben. Im Folgenden möchte ich dir einige Eindrücke geben – und dich hoffentlich genauso von Neuseeland überzeugen, wie es mich überzeugt hat.
Wusstest du, dass Neuseeland einen „Wilden Westen“ hat? Naja, nicht ganz. Man sollte es vielleicht eher den „Wilden Süden“ nennen. Doch Cowboys, Country-Bars, Westernreiten und all das, was du vielleicht mit dem „Wilden Westen“ verbindest, das findest du auch in Neuseeland. Wenn es im Januar in der kleinen Stadt Wanaka wie gewöhnlich besonders warm und sonnig ist, dann zieht es Hunderte zum alljährlich stattfindenden Wanaka-Rodeo. Ein Event, bei dem du nicht nur auf alte Rodeo-Legenden und waschechte Cowboys treffen kannst, sondern auch einen Teil der neuseeländischen Kultur kennenlernst.
Dicht nebeneinander sitzen die Zuschauenden auf der Wiese. Um sich vor der brennenden Hitze zu schützen, sind Sonnenschirme aufgestellt. Die meisten Menschen tragen Sonnenbrillen und große Hüte. Doch sobald die Band die ersten Töne der neuseeländischen Nationalhymne anstimmt, werden diese abgenommen. Es wird still in den Rängen. Dann galoppieren vier Pferde in die Arena, ihre Reiter tragen die Fahnen der vier großen Rodeo-Länder Neuseeland, Australien, Kanada und der USA – Gänsehaut pur.
Danach beweisen die Teilnehmenden Cowgirls und Cowboys in den verschiedenen Disziplinen ihr Können. Das ganze Jahr über trainieren sie, um das begehrte Preisgeld im Barrel-Racing, Team-Roping oder Bullriding zu gewinnen. Das Publikum jubelt und fiebert mit. Im Hintergrund läuft Country-Musik. An verschiedenen Ständen können Snacks, Getränke und Souvenirs gekauft werden. Es herrscht eine einzigartige Stimmung, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Übrigens: Falls es tagsüber mal zu warm werden sollte, dann springt man zur Abkühlung einfach in den nahegelegenen Fluss. Morgens sowie abends fährt ein Shuttlebus zurück nach Wanaka.
Richtig gehört, in Neuseeland kann man auch Skifahren! Viele Kiwis zieht es im Winter in den Süden. Hier ist es von Juni bis August um einiges kälter als auf der Nordinsel. Es fällt sogar reichlich Schnee – die perfekten Voraussetzungen, um die Berghänge der Southern Alps mit den Skiern oder dem Snowboard zu erkunden. Neben den großen, allseits bekannten Skigebieten in Wanaka und Queenstown habe ich mich vor allem in die Ōhau Snow Fields verliebt.
Versteckt liegt der kleine Lake Ōhau, südlich von Lake Pukaki, zwischen zwei Bergketten neben der einzigen schmalen Straße, die hierher führt. Oft vergessen in Reiseführern und Reiseblogs, doch meiner Meinung nach einer der schönsten Orte Neuseelands. Während man im Sommer in dem glasklaren Wasser schwimmen kann, sollte man den See im Winter definitiv mal von oben betrachten. Ein kurviger Schotterweg führt den Berg hinauf zum Skigebiet. Von dort aus überzeugt eine atemberaubende Aussicht über das türkisfarbene Wasser, dessen einzigartige Farbe zwischen den eingeschneiten Bergspitzen umso kräftiger wirkt.
Und wer nicht gerne Ski fährt, der trinkt einfach eine heiße Schokolade in dem Café, das zu dem kleinen Skigebiet dazugehört und genießt die Aussicht. Übrigens: In Neuseeland wird man nicht von einer Gondel aus dem Tal zu den Skigebieten gebracht, sondern fährt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Berg. Daher sollte man sich definitiv Schneeketten für das Auto zulegen, um auf den teils vereisten Straßen sicher unterwegs zu sein.
Lust auf einen Besuch in einer Geisterstadt? Von Waiuta an der Westküste bis nach Middlemarch im Osten – überall auf Neuseelands Südinsel suchen Goldgräber nach dem begehrtesten Metall. Seit den 1860er Jahren versuchten sie auch in St. Bathans ihr Glück. Heute ist die alte Goldgräberstadt fast unbewohnt und kann besichtigt werden. Die Häuser sind original und unverändert, zurückgeblieben aus einer längst vergangenen Zeit. Sie erlauben es, sich vorzustellen, wie das Leben in diesem Teil Neuseelands einmal gewesen sein muss.
Nahe der verlassenen Stadt bietet der Blue Lake eine weitere Attraktion. Heute ist kaum zu erkennen, dass es sich bei ihm um eine von Menschen gegrabene Grube handelt. Mit den umliegenden weißen Felsen und dem tiefblauen Wasser sieht er aus, als wäre er aus einer anderen Welt. Übrigens: Ganz in der Nähe lassen sich einige typisch neuseeländische Städtchen bestaunen. Empfehlenswert sind beispielsweise Rainfurly, Middlemarch und Omakau. Hierbei handelt es sich allerdings um keine Geisterstädte – ganz im Gegenteil! Alle bieten tolle Fahrradwege, charakterstarke Pubs und wunderschöne Aussichtspunkte. In Middlemarch kann man außerdem zu Neuseelands einzigem Salzsee, dem Sutton Salt Lake wandern – definitiv empfehlenswert!
Kiwis können einfach den Berg hochlaufen und sind dabei trotzdem gaaanz entspannt. „You‘re not in Germany, you’re in New Zealand.” Diesen Satz habe ich mir öfters anhören müssen und mir mittlerweile ganz fest eingeprägt, wenn ich mal wieder ans andere Ende der Welt fliege. Denn hier ticken die Uhren etwas anders – auch abgesehen von den 12 Stunden Zeitunterschied.
In den kleinen Dörfern auf der Südinsel schließt zum Beispiel kaum jemand die Autos ab. Im Supermarkt wird man mit einem freundlichen Lächeln gefragt, ob man schöne Weihnachtstage hatte. In der Bar nebenan gibt einem der Kellner einen zehnminütigen Vortrag über die besten Wanderrouten in der Umgebung. Hat ein T-Shirt mal ein Loch, dann ist das nicht schlimm, weil es eben nur ein Loch ist. Hängt das Regal im Wohnzimmer nicht ganz gerade, dann ist das auch nicht schlimm – Hauptsache man hat selbst angepackt und es eigenständig aufgehängt. Wenn ich eines in meiner Zeit in Neuseeland gelernt habe, dann ist es, dass Kiwis die entspanntesten, aber auch selbstständigsten und gleichzeitig herzlichsten Menschen sind, die ich je getroffen habe! Von Hektik, Stress, Neid und Undankbarkeit fehlt oft jede Spur!
Umso überraschter war ich, als ich am eigenen Leib erfahren musste, dass Kiwis über eine überdurchschnittlich gute Ausdauer verfügen und sich nicht immer nach den gut begehbaren Wanderwegen richten. Manchmal laufen sie nämlich auch einfach auf den nächstgelegenen Berg, um die beste Aussicht zu erhalten oder klettern felsige Wände hinunter zum „schönsten Strand“. Ohne jemanden, der sich in der Gegend auskennt, sollte das allerdings nicht gemacht werden! Denn die Gefahr, sich in der unbekannten Landschaft zu verirren oder die einzigartige Natur zu zerstören, besteht durchaus. Und schließlich gibt es in Neuseeland auch genügend wunderschöne, gut beschilderte Wanderwege.
Das Studentenleben in Dunedin ist wirklich überaus außergewöhnlich. Wenn du an einem Samstagabend noch keine Pläne hast, zufällig in Dunedin bist und ganz gerne mal ausgehst, dann wäre ein Besuch auf der Hyde Street sicherlich interessant. Hier reihen sich zu beiden Seiten berühmt-berüchtigte Studenten-WGs. Die sogenannten Flats tragen alle einen einzigartigen Namen und an Wochenenden sind sie vielmehr Bars und Clubs als Wohnräume. Hier finden die legendären Studentenpartys Dunedins statt, die ganze Straße ist in Feierstimmung. Doch auch abgesehen von den wilden Studentenpartys, ist Dunedin der perfekte Ort, um auszugehen. Die Stadt ist weder zu groß noch zu klein, das Zentrum ist übersichtlich und von gemütlich beleuchteten Bars bis hin zu Restaurants mit Meerblick ist sicherlich für jeden etwas dabei. Und übrigens: Wenn du nicht sicher bist, wie du in einer Partynacht am besten Leute ansprichst, dann erzähle einfach, dass du aus Deutschland kommst. Es werden sich sicherlich ALLE mit dir unterhalten wollen!
Aber Dunedin kann noch mehr! Wenn du dort übernachtest, dann holst du dir morgens früh am besten Fish & Chips bei einem Night’n Day Shop – ganz wie die verschlafenen Studenten. Dann machst du dich auf den Weg zum St. Clair Beach. Hier kannst du gemütlich sitzen, essen und die Surfer beobachten, die auf den teils wirklich hohen Wellen ihr Glück versuchen. Wenn du selbst surfst oder es mal ausprobieren möchtest, dann ist Dunedin übrigens der richtige Ort für dich. Hier gibt es super viele atemberaubende Strände! Der etwas weiter entfernt liegende Aramoana Beach eignet sich beispielsweise perfekt für Anfänger, weil die Wellen dort nicht ganz so beängstigend sind.
Und scheue dich nicht, andere um Rat zu fragen – ich habe die Kiwis stets als sehr hilfsbereite, überaus freundliche und total offene Menschen kennengelernt!
Du hast auch Lust bekommen, das schönste Ende der Welt zu entdecken? Erfahre mehr über deine Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt in Neuseeland!