Typisch Neuseeland – die Besonderheiten der Kiwis
Neuseeland – ein wundervolles Land am Ende der Welt, das stetig dagegen ankämpft, auf Weltkarten einfach vergessen zu werden. Ein Land, auf dem öffentliche Toiletten auf wundersame Weise (fast) immer sauber sind. Ein Land, dessen Bewohnende zu gegebenen Anlässen gerne zwei Nationalhymnen schmettern. Immerhin möchte man mit God Save the Queen dem britischen Oberhaupt huldigen und gleichzeitig mit God Defend New Zealand auch dem eigenen Land die Ehre erweisen. Ob du als High School Schüler, Au Pair oder Work and Traveller Down Under reist – wir wollen dich nicht unvorbereitet zu den Kiwis schicken und verraten dir schon einmal die wichtigsten Besonderheiten, die dich bei diesem charmant-schrägen Volk am Ende der Welt erwarten.
Das Kiwi-Einmaleins
Ist von Kiwis die Rede, kann es schon mal zu Verwirrungen kommen. Damit du die Fettnäpfchen-Falle gekonnt umschiffen kannst, hier das kleine Kiwi-Einmaleins: Wenn du im Supermarkt die süßlich-saure Frucht mit dem braunen Pelz suchst, frage am besten nach einer kiwi fruit. Bist du auf der Suche nach dem Nationaltier Neuseelands, das sich in jedem Souvenirshop haufenweise finden, aber in freier Natur so gut wie nie blicken lässt, handelt es sich um den kiwi bird. Meinst du hingegen die Einwohnenden Neuseelands, dann liegst du mit dem Ausdruck Kiwis richtig.
Dieser Name, den sich die Menschen hier selbst geben, sagt bereits einiges über ihre Mentalität aus. Denn wer sich selbst nennt wie ein flugunfähiger, vom Aussterben bedrohter Vogel – der kann sich nicht allzu ernst nehmen. Und so ist auch der Kiwi Way of Life leicht erklärt: Kiwis sind Outdoor-verrückt, easy going und zeigen wenig Interesse an Statussymbolen. Die Menschen sind freundlich, offen und unkompliziert, gesellig und gastfreundlich, positiv eingestellt und immer zur Stelle, wenn man sie braucht.
Daneben gibt es einige typische Dinge, sprachliche sowie kulturelle Gepflogenheiten, die die neuseeländische Identität und das Nationalgefühl ausmachen. Sie werden daher als Kiwiana bezeichnet. Das sind gleichermaßen die große Liebe zum Rugby, wie auch die Hassliebe zum Nachbarn Australien, die spezielle neuseeländische Aussprache des Englischen oder auch nationale Fernsehsendungen, wie der Country Calendar (von der Beliebtheit her quasi das neuseeländische Pendant zum Tatort). Es sind vor allem aber auch Symbole und Objekte, wie der Silver Fern, der Kiwi Bird, Hokey Pokey Ice Cream, der Haka, Jandals und Co. Und auf die typischsten Eigenheiten Neuseelands gehen wir jetzt näher ein.
How to dress like a Kiwi
Starten wir mit dem mitunter recht eigenwilligen Kleidungsstil. Da ein waschechter Kiwi den Großteil seiner Zeit in der freien Natur verbringt, müssen Klamotten praktisch und allwettertauglich sein. Der klassische Look besteht daher wahlweise aus Gummistiefeln oder Flip Flops gepaart mit Shorts und T-Shirt. Diese unschlagbare Kombination wird bis auf wenige Ausnahmen immer und überall getragen – zumindest in ländlichen Gebieten, wovon es in Neuseeland sehr viele gibt. Hier kann man in einem solchen Outfit ohne weiteres im Pub auftauchen. Dabei werden die Gummistiefel allerdings nicht einfach Gumboots, sondern liebevoll Wellies genannt. Und auch wenn den Kiwis Statussymbole ansonsten nicht wichtig erscheinen – bei den Gummistiefeln darf es gerne die von unzähligen Farmerinnen und Farmern erprobte Marke Red Band sein.
Zudem sei bei den Shorts zu erwähnen, dass kurze Hosen hier eine neue Bedeutung erhalten. Denn die Kiwis mögen sie gerne extra kurz. Und ohne geht man eigentlich nicht aus dem Haus, egal wie kalt und egal wie hoch die Regenwahrscheinlichkeit ist. Selbst die Schuluniformen beinhalten stets kurze Hosen. Klingt logisch: Bei einem plötzlichen Regenschauer lässt sich die nackte Haut entspannt abwischen und die Hosenbeine bleiben trocken. Für den äußerst seltenen Fall, dass der Wind dem Kiwi dann doch zu eisig wird, kombiniert er die Shorts einfach mit Fleecepullover und Wollmütze.
Im Sommer werden die Gummistiefel gegen Flip Flops getauscht. Doch begehe nicht den Fehler, sie als solche zu bezeichnen! Das australische Thong ist ebenfalls kein adäquater Begriff. In Neuseeland werden die beliebten Zehensandalen Jandals (kurz für: Japanese Sandals) genannt. Und wundere dich nicht, wenn du an der Tür des Supermarktes oder anderer Shops vermeintlich herrenloses Schuhwerk antriffst. Der Höflichkeit halber werden dreckige Schuhe vor dem Geschäft ausgezogen. Ohnehin sind Kiwis zu jeder Jahreszeit am liebsten barfuß unterwegs. Man scheint ihnen von Kindesbeinen an unempfindliche Füße und ein erstaunliches Immunsystem anzutrainieren.
Die kulinarischen Spezialitäten der Kiwis
Auch bei den kulinarischen Vorlieben gibt es einige Besonderheiten. Was in keinem Vorratsschrank fehlen darf, ist eine streichfähige, dunkelbraune Würzpaste, die malzig-bitter und sehr salzig, ähnlich wie Maggi schmeckt. Kein Wunder eigentlich, zumal die Originalrezeptur auf Justus Freiherr von Liebig zurückgeht, der einst die Maggi-Würze in Deutschland erfunden hat. Die Rede ist von Marmite bzw. von Vegemite.
Ersteres kommt aus Großbritannien, letzteres aus Australien, wobei es in Neuseeland eine Glaubensfrage ist, welche der beiden Pasten man bevorzugt. Und das, obwohl sie für so ziemlich jeden Touristen gleich widerlich schmecken. Dies mag daran liegen, dass wir Maggi wohl nur zum Würzen in die Suppe geben und nicht aufs Brot schmieren würden. Daher vermögen wir offensichtlich nicht den feinen Unterschied zu erkennen. Die Neuseeländer schwören allerdings auf ihr Mite zu Crackern, Tomaten, Käse, auf Toasts oder Sandwiches. Und wenn der Geschmack nicht überzeugt, dann doch vielleicht die Tatsache, dass Marmite und Vegemite bei der Abwehr der berüchtigten Sandfly helfen sollen.
Ein weiteres Nationalgericht vermutet man eigentlich in England. Doch Fish and Chips stehen regelmäßig auf dem Speiseplan der Kiwis und sind an jeder Ecke zu finden. Im Gegensatz zur englischen Variante kann man sich in Neuseeland aber auf dicke, knusprige Pommes und großzügige frittierte Fischstücke freuen. Fish and Chips werden hier mit verschiedenen Fischsorten angeboten und haben daher weniger ein Fast Food Image, als dass sie vielmehr als ordentliches Dinner akzeptiert werden.
Wenn es schnell gehen muss, schwören Neuseeländer auf ihre Pies. Die meist herzhaften Mini-Pasteten sind ein beliebter Snack für Zwischendurch. Praktischerweise gibt’s sie auch einfach überall: an Tankstellen, in Supermärkten, Bäckereien, Imbissen, Cafés und in jedem noch so kleinen Dorf. Manchmal sehen sie mit ihrer goldgebackenen Hülle aus Blätterteig wirklich zum Anbeißen aus. Häufig darf das Auge allerdings lieber nicht mitessen. Ähnlich verhält es sich bei der fragwürdigen Kombination Spaghetti on Toast (Spaghetti aus der Dose auf Toast). Pies werden in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen angeboten, auch wenn Mince & Cheese (Hackfleisch mit einer sämigen Käsesoße) wohl die beliebtesten sind. Eine wichtige Verzehrempfehlung dazu: Neuseeländische Pies gehören kurz in der Mikrowelle aufgewärmt!
Ansonsten gibt es noch zwei typisch neuseeländische Dinge, die du unbedingt probiert haben solltest. Das wären zum einen Pavlova, eine Art Baisertorte, die mit Sahne und Früchten gefüllt und dabei unglaublich süß ist. Zum anderen Hokey Pokey, also Toffee-Karamell-Stückchen, mit denen in Neuseeland gerne Süßigkeiten wie Eis oder Schokolade verfeinert werden. Sehr lecker, aber auch ordentlich süß.
Die Tierwelt Neuseelands
Das Nationaltier Neuseelands ist der Kiwi Bird, klar. Doch wenn man diesen seltenen Vogel nur auf Souvenirs, aber wohl kaum in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt – was dann? Ein großes Plus vorweg: In Neuseeland brauchst du dich nicht vor giftigen Tieren fürchten. Auch wenn sich hiervon unzählige Arten in Australien tummeln – es liegen immer noch rund 2.000 Kilometer Ozean dazwischen. Und die Neuseeländer sind extrem darauf bedacht, dass Reisende nichts einschleppen. Bevor die Siedler kamen und verschiedene Tierarten importierten, war das Land von Vögeln besetzt und man konnte Landsäugetiere vergebens suchen. Heute hingegen kann man überall auf den grünen Hügeln und Hochebenen riesige Schafherden (und mittlerweile auch Kühe und Rotwild) weiden sehen. Immerhin kommen in Neuseeland auf einen hier lebenden Menschen ganze 10 Schafe!
Ein anderes Tier, das mittlerweile weit verbreitet ist, ist das Possum. Und nein, es möchte nicht mit dem amerikanischen Opossum verwechselt werden! So niedlich ein Possum mit seinem flauschigen Fell und den großen Kulleraugen auch aussehen mag – für die Kiwis sind die kleinen Beutelsäuger eine echte Plage. Da sie keine natürlichen Fressfeinde haben, gehen viele Schäden an der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt mit auf ihre Kappe. Zudem sind sie nicht unschuldig daran, dass die Kiwi Birds vom Aussterben bedroht sind. Da Possums nachtaktiv sind, wirst du sie wahrscheinlich eher selten in Aktion sehen, häufiger leider plattgefahren am Straßenrand.
Noch weniger beliebt ist die Sandfly. Wen es hier einmal erwischt hat, der wird sich nie wieder über normale Mücken beschweren. Die Bisse der kleinen Biester rufen allergische Reaktionen hervor, die sich in extremem Juckreiz, Rötungen und Schwellungen äußern. Und auch wenn es zahlreiche Präparate und Geheimtipps gibt – wirklich lange helfen tun sie alle nicht. Daher eine wichtige Info: Sandflies halten sich dort auf, wo es schön feucht ist. An der Westcoast oder im Fiordland ist es also unmöglich, keine Bekanntschaft mit den Plagegeistern zu machen. Besondere Vorsicht gilt an einem feuchten, diesigen Morgen und in der Abenddämmerung.
Eine lustige Bekanntschaft kannst du mit den vorwitzigen Keas machen. Den einzigen Bergpapageien der Welt kannst du auf der Südinsel mit ziemlicher Sicherheit auf dem Weg nach Milford Sound, Mount Cook oder am Arthur’s Pass begegnen – sofern du irgendein spannendes „Spielzeug“ dabei hast. Das kann eine Autoantenne, eine Trinkflasche oder dein Sandwich sein. Keas sind nicht wählerisch und untersuchen und zernagen in ihrer Neugier alles, was ihnen in den Weg kommt. So mancher Reisepass eines unachtsamen Touristen mag schon in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
Neuseelands Wettergott ist launisch
Wenn man sich auf eines verlassen kann, dann darauf, dass auf das Wetter in Neuseeland kein Verlass ist. Dass die Jahreszeiten Down Under genau umgekehrt zu denen in Europa sind, weiß jeder, der im Erdkundeunterricht gut aufgepasst hat. Nord- und Südinsel liegen in unterschiedlichen Klimazonen. Während der Norden der Nordinsel im Sommer mit tropischem Wetter aufwarten kann, sinken die durchschnittlichen Temperaturen, je weiter man dem südlichsten Zipfel der Südinsel kommt. Wolken regnen sich meist an den mächtigen Southern Alps ab, weshalb du an der Westküste und im Fiordland mit viel Niederschlag rechnen kannst, Otago und Canterbury im Osten hingegen von trockenen und teilweise dürren Sommern geprägt sind.
Abgesehen davon ist das Wetter ziemlich unvorhersehbar und wechselt innerhalb eines Tages gerne mehrfach. Wenn du den häufigen Wetterumschwüngen ein Schnippchen schlagen willst, empfiehlt sich daher der gute alte Zwiebellook. Allgemein sind die Temperaturen ganzjährig mild, weshalb du mit T-Shirt, Fleecepulli und Regenjacke jederzeit gut bedient bist. Einen Regenschirm kannst du getrost zuhause lassen, da er ohnehin nur vom Wind davon geweht würde. Von dem praktischen Nutzen kurzer Hosen haben wir ja bereits gesprochen.
Sportlich, sportlicher, Kiwis
Sport spielt für die Kiwis eine große Rolle. Bei den Bergen, die hier tagtäglich zu bewältigen sind, scheint man auch von Natur aus fit zu sein. Außerdem bietet das Land perfekte Bedingungen für alle Adrenalin- und Wassersportjunkies. Nicht umsonst ist Neuseeland das Mekka für Extremsportarten. So wurden bereits einige Sportarten wie Bungeejumping oder Black Water Rafting hier erfunden. Ansonsten hast du die Qual der Wahl zwischen Wintersport, Skydiving, Paragliding, Surfen, Jetboating, Wasserski, Canyoning, Kajak fahren und Co.
Aber auch Mannschaftssportarten wie Netball, Cricket und allen voran Rugby stehen hoch im Kurs. Dabei sind die Kiwis nicht nur gerne selbst aktiv, sondern auch begeisterte Sportfans im Stadion oder vor dem Fernseher. Was für die Deutschen der Fußball ist, ist für die neuseeländischen Menschen der Rugby. Rugby ist unangefochtener Nationalsport und die Spieler der Nationalmannschaft sind echte Superstars und Helden. Die All Blacks zählen zu den besten Mannschaften der Welt und ergattern so auch regelmäßig lukrative Werbeverträge. Wenn du deinen Liebsten zuhause ein Mitbringsel kaufen möchtest, wirst du unter der riesigen Auswahl an All Blacks Merchandise garantiert fündig.
Die All Blacks sind aber nicht allein wegen ihres sportlichen Erfolges so berühmt, sondern auch wegen des Haka. Vor jedem Spiel zeigen die Spieler diesen Kriegstanz der Maori, der von lautem Stampfen, Schreien, Drohgebärden und respekteinflößenden Grimassen begleitet wird. Mit diesem Ritual wollen sie sich selbst motivieren und die Gegner einschüchtern. Allein der Haka schafft so eine Gänsehautatmosphäre, dass du unbedingt einmal ein Spiel live gesehen haben musst.
Hello oder doch Kia Ora?
Du sprichst bereits super Englisch? Oder ist es eher noch ausbaufähig? Ganz egal, denn hier wirst du die Sprache gefühlt ganz neu lernen. Erstens, weil viele Begriffe, wie z.B. Ortsnamen, auf Maori sind. Und zweitens, weil Neuseeland als Sprachgemeinschaft lange Zeit vom Rest der Welt abgeschieden war und sich das neuseeländische Englisch dabei stark vom britischen weiterentwickelt hat. Wundere dich also nicht, wenn du erst einmal nur Bahnhof verstehst. Irgendwann wirst du das System durchblicken, das für Ungeübte jeden Vokal wie ein E oder I klingen lässt. Um dir die Sache ein wenig zu erleichtern, haben wir hier einige Begriffe und Wendungen gesammelt, die du sonst nicht im Englischen zu hören bekommst:
- Yeah nah – Vielleicht (ob ja oder nein kann der Sprechende sich selbst nicht festlegen)
- Eh – Wird gerne am Satzende gebraucht und lässt fast jede Aussage wie eine Frage klingen (vor allem, wenn zusätzlich die Tonlage nach oben geht)
- Yeeeh – Yes
- How’s it going, mate? – Wird nicht nur für Kumpel gebraucht, sondern eigentlich auch für jeden Fremden
- How’s it going, honey? – So wird man auch gerne von der unbekannten Kassiererin im Supermarkt angesprochen
- See ya later – Auf Wiedersehen (immer und zu jedem, auch wenn klar ist, dass man sich nie wiedersehen wird)
- Good on you! – Gut gemacht!
- She’ll be right! – Das wird schon klappen! (hat nichts mit einer „Sie“ zu tun)
- I’ll catch ya later / We’ll catch up later – Bis später / Bis bald!
- Just around the corner / Just down the road – Irreführend, da das Ziel nie wirklich so nah ist
- Let’s take a tiki tour – Umweg über eine längere, aber dafür schönere Route
- Sweet as – Super
- Pretty mean – Krass
- Heaps – Sehr, viel, haufenweise
- Barbie – BBQ
- Bush – Wald, Wildnis (kein kleines Gebüsch, wie man vermuten könnte)
- Tea – Abendessen
- Brekkie – Frühstück
- Bevy / Tinnie – Dosenbier
- Bring a plate – Bring was zu Essen mit (kein Geschirr)
Lust auf Neuseeland bekommen? Hier findest du alle Programme, die wir dort anbieten.